Dienstag, 9. Juli 2013

Letzter Arbeitstag.

 Es ist eigentlich eine lange Zeit, aber blickt man auf ein Jahr im Ausland zurück erscheint es plötzlich sehr kurz. Bald werde ich zurück nach Deutschland fliegen und bin mit meiner Arbeit bei AFS Malaysia fertig. Für 11 Monate habe ich als Praktikant im Büro von AFS Malaysia mitgeholfen und mein Bestes gegeben.

Letzte Woche wurde ich zu einem Abschiedsessen eingeladen und habe auf Wiedersehen gesagt. Denn mein Plan ist es einmal wieder zurückzukommen nach Malaysia. Auch für Bettina, die zweite Deutsche Freiwillige war es der letzte Tag bei AFS.
Abschiedsessen mit allen Kollegen
Menükarte mit asisatischen und westlichen Gerichten


Für den letzten Monat habe ich meinen Aufgabenbereich gewechselt: Eine Werbebroschüre komplett neugestalten um in Schulen auf AFS aufmerksam zu machen und eine Übersicht über die Programme zu geben. Hier ist das Cover der Broschüre mit über 20 Seiten:
Überrascht hat mich wieviel Arbeit es ist eine längere Broschüre mit Inhalten und Design komplett neu zu erstellen. Es muss alles doppelt Korrektur gelesen werden und insgesamt habe ich einige Texte mehrfach neu geschrieben. Ich habe dabei eher auf deutsche Weise gearbeitet und sehr viel geplant anstatt einfach draufloszuschreiben, wie es in Malaysia mehr üblich wäre. Glücklicherweise war meine Chefin mit den Texten sehr zufrieden und hat nur wenig korrigiert. Einige Übung hatte ich schon davon Texte der Austauschschüler für das Jahrbuch zu überarbeiten (60 Texte mal 350 Wörter).

Was hat Spaß gemacht?
Spaß gemacht an der Arbeit bei AFS hat mir, Events zu planen und Gastschüler zu betreuen. Fast jeden Tag gab es etwas anderes zu tun. Ich habe an einem Tag viel telefoniert, an einem anderen Tag Hotelangebote angefordert oder einen Zeitplan aufgestellt. Es war glücklicherweise einfach sich zurecht zu finden, da zum Großteil Englisch gesprochen wurde. Andererseits war es für mich auch toll in der IT mitarbeiten zu können und die Migration auf einen neuen Datenspeicher durchzuführen.
Ich konnte Initiative zeigen und habe selbst die Arbeit gefunden die mir liegt. Dankbar angenommen wurde auch, dass ich viele Akten sortiert habe und für alte Technik eine Recyclingfirma gefunden habe.

Was war herausfordernd?
Wenn man gute Arbeit leisten möchte ist es eine Herausforderung sich an die Kultur anzupassen. Man muss seine Position im Büro überdenken und Geduld zeigen, wenn manches länger dauert als es eigentlich sollte. Auch wenn man für ein einziges Formular fast jeden Tag telefoniert, darf man nicht die Geduld verlieren. Probleme werden in Malaysia erst angesprochen wenn sie dringlich werden. Das nimmt einem viel Spannung und erlaubt eine entspannte Arbeitsatmosphäre, ist aber nicht immer produktiv. Man achtet darauf niemanden öffentlich bloßzustellen.

Herausfordernd war mit auch viele Sprachen gleichzeitig zu sprechen: Hautpsächlich Englisch, dann Malay und Deutsch. Teilweise habe ich auch versucht weiter Französisch mit einigen Austauschschülern zu sprechen, aber statt der Französischen Worte sind mir nur die Malay-Gegenstücke eingefallen.

Was habe ich erreicht?
In den 11 Monaten Arbeit hier habe ich viel Arbeitserfahrung gesammelt und konnte immer mehr beisteuern. Als eine Kollegin ihren Schwangerschaftsurlaub für 3 Monate genommen hat, musste ich einen Teil ihrer Arbeit übernehmen. Für einen Freiwilligendienst hatte ich abwechslungsreiche Tätigkeiten und eine große Verantwortung. In den letzten Monaten konnte ich sogar schon neue Mitarbeiter mit ihrer Arbeit vertraut machen.

Meinen Rückflug nach Deutschland habe ich vom 6. Juli auf den 24. Juli verschieben lassen um noch Zeit zum Reisen zu haben. Flüge nach Bali oder Thailand gibt es dank dem Billigflieger AirAsia schon für 20 Euro hin- und zurück! Eine Chance, die man nutzen sollte. Für 4 Tage bin ich noch in Bali und auf dem Rückflug werde ich für 3 Tage Bangkok erkunden. Orte von denen man nie gedacht hätte, das man sie besucht sind plötzlich ganz nahe.




Samstag, 22. Juni 2013

Kelantan. Das Land im Land


Malaysia ist in Staaten (Negeri) unterteilt. Ein bisschen so wie Deutschland mit seinen Bundesstaaten. Es gibt 13 Staaten und 3 Bundesterritorien.

Kelantan ist ein besonderer Staat. In jedem Staat variiert der Dialekt des Malaysischen ein wenig und man kann hören aus welcher Region die Sprecher kommen. In Sabah wird ständig -bah (ausgesprochen wie im Deutschen) an alle Wörter angehängt, obwohl es keine wirkliche Bedeutung hat.
Die Menschen in Kelantan verstehen dabei selbst die Malaysier nicht immer. Es ist fast eine eigene Sprache, "Kelantanese".

In Kelantan wohnen fast nur malayische Muslime. Touristen kommen aus dem Ausland nur wenige und wenn dann geht es gleich weiter auf nahegelegene Inseln. Die Hauptstadt Kota Bharu hat knapp 500.000 Einwohner. Wichtig für die Menschen ist Tradition, Religion, Familie und Vertrauen. Ein Kino gibt es nicht mehr, zu groß war dem König der Einfluss auf die jungen Leute. Dafür ist die Bowlingbahn in der Shoppingmall sehr beliebt.

Nun zum wichtigsten Teil für Malaysia. Das Essen in Kelantan. Berühmtestes Gericht ist Nasi Kerabu, Reis gemischt mit geriebenem Fisch und Kräutern. Es schmeckt sehr salzig und gleichzeitig frisch.
Ungenießbar für uns Ausländer ist leider Budu, eine Fischsoße die aus Anchovis und Salz hergestellt wird. Die Soße wird dann vergoren und zu allen möglichen Gerichten serviert. Sehr beliebt bei Einheimischen konnte ich nicht mehr als eine Löffelspitze davon vertragen.

Gegessen wird natürlich mit der Hand. Als Getränk dazu haben wir "Teh Limau Ais" getrunken. Eistee mit Limette und sehr viel Zucker. Ein Getränk, das man immer und überall bestellt und bekomt.


Mit Jae aus Kota Bharu waren wir außerdem auf der Insel Perhentian, die eines der beliebtesten Tauch und Schnorchelgebiete weltweit ist. Zuerst mit dem Auto und dann mit einem kleinen Boot sind wir ins Paradies gefahren.

Das Wasser ist kristallklar und schon beim Schnorcheln haben wir Schildkröten und Clownfische beobachtet. Eine tote Muschel wurde von einem ganzen Fischschwarm verspeist. Die Wassertemperatur beträgt durchgehend 28°, es wird höchstens zu warm wenn man zulange im Wasser bleibt und nicht zu kalt. Auf der Insel gibt es nicht mehr zu tun als aufstehen, essen, schnorcheln und baden. Viel mehr Entspannung geht nicht.
Markt in Kota Bharu, leider mit Wahlwerbung im Bild

Mit Steffen (Freiwilliger aus Deutschland) lokale Gerichte probieren. Nasi Kerabu und Budu.







Mittwoch, 5. Juni 2013

Gebratene Bohnen

Heute habe ich mich mal an einem traditionellen malaysischen Gericht probiert: Gebratene Bohnen mit Reis.

Rezept:
Zwiebeln und Knoblauch im Wok mit viel! Öl anbraten.
Lange grüne Bohnen ( zerteilt) mit roter Chili dazugeben und braten. Zum Schluss wird das ganze nur noch gesalzen und mit Reis gegessen.

Gebraten oder frittiert wird hier fast jedes Essen. Jeder Haushalt in Malaysia hat mindestens einen drei Liter Kanister mit Palmöl zuhause. Selbst Bananen werden einfach im Wok frittiert. Sicher nicht sehr gesund, aber es schmeckt lecker.

Dienstag, 7. Mai 2013

Wahlen in Malaysia: Unfair gewinnt?


Diesen Sonntag fanden die Generalwahlen für das Parlament statt, welches den Premierminister Malaysias bestimmt. Seit der Unabhängigkeit vor über 50 Jahren war nur die Partei 'Barisan Nasional' (Nationale Front) an der Macht und die Opposition hatte keine Chance. 2008 bei der letzten Wahl hatte es die Opposition fast geschafft an die Regierung zu kommen. Seitdem ist die Unzufriedenheit weiter gestiegen aufgrund von Korruption, unfreien Medien, Skandalen und Unterdrückung von Oppositionsführern. 

Es gab die Chance für Malaysia einen Wechsel zu bewirken und die Regierung hat alles daran gesetzt das zu verhindern. Es wurden Konzerte mit internationalen Künstlern wie PSY (Gangnam Style), LMFAO und Busta Rhymes organisiert um junge Wähler zurückzugewinnen. Außerdem wurde in von Chinesen besiedelten Gebieten "Charity-Veranstaltungen" mit kostenlosem Essen und Bier veranstaltet.

Es gibt Gerüchte, dass Stimmen gekauft wurden und auch dass illegale Einwanderer aus Indonesien mit Ausweisen ausgestattet wurden, um im Gegenzug für die Regierung zu stimmen. Auf den Dörfern haben die meist armen Einwohner keine Chance sich über unabhängige Medien zu informieren und sind so fast gezwungen die Regierung zu wählen. Im den letzten Monaten wurden überraschend auch Buchgutscheine an alle Schüler ausgeben (umg. 50 Euro) und für ältere geringverdienende Gutscheine für neue Smartphones (umg. 75 Euro). Der Wahlkampf ist meiner Meinung nach im Vergleich zu Deutschland deutlich unfairer.

Alle größeren Straßen in Malaysia sahen so aus, wie auf dem Bild unten zu sehen. Die Parteien lieferten sich einen Kampf der Flaggen.


Das offizielle Ergebnis der Wahl ist, dass die Regierungspartei auch die 13. Wahl gewonnen hat. 

Die Opposition möchte das Wahlergebnis aber anfechten und hofft auf einen Erfolg. Betrachtet man die absoluten Stimmen und nicht die Wahlkreise hat die Opposition auch schon einen Erfolg errungen. Selbst beim offiziellen Wahlergebnis steht es 50.87% für Pakatan Rakyat (Oppositionsbündnis) gegenüber 47.38 % für Barisan Nasional*. 

*http://www.malaysiakini.com/news/229350



Freitag, 26. April 2013

Video zum Hari Raya Fest

Auch wenn gerade nicht die Zeit dafür ist und erst Ende Juli in diesem Jahr Hari Raya gefeiert werden soll, zeigt dieses Video malayische Traditionen und Gebräuche rund um das Fest. Sehenswert!

Dienstag, 23. April 2013

Perspektiven ändern sich.

Nach einiger Zeit, die man in einem Land verbringt ändert sich die Perspektive komplett. Anstatt mit den Touristenattraktionen, die schnell uninteressant werden, verbringt man nun Zeit im Kino, auf der Arbeit oder mit neuen Reisen. Man nimmt seine Umgebung anders wahr und versteht warum sich die Menschen komplett anders verhalten und auf andere Dinge Wert legen. Was zuerst schwierig war wird einfach und Gewohnheit.

Ich habe gelernt eine neue Sprache zu sprechen und wie man beim Taxifahren keine Touristenpreise bezahlt. 
Ich habe gelernt, dass man in Asien indirekt statt direkt sein muss, wenn man etwas von jemandem möchte. 
Ich habe gelernt jeden Tag Reis und Nudeln zum Frühstück zu essen.
...

Und ich habe gelernt von außen auf das eigene Land zu blicken und Dinge besser ein- und wertzuschätzen: Eine funktionierende Demokratie, freie Presse, kostenlose Bildung und gesundes Essen gibt es nicht in vielen anderen Ländern.

Bis zuletzt habe ich in Kuala Lumpur ein Zimmer gemietet und alleine gewohnt. Um täglich noch mehr von der Kultur mitzubekommen und meine Sprachkenntnisse zu verbessern habe ich mich jedoch entschieden in eine Gastfamilie zu wechseln. Dank AFS Malaysia war das alles kein Problem und ich lebe jetzt mit meiner malaysischen Gastfamilie. Ein wenig habe ich mich schon eingelebt, aber es ist doch vieles anders als alleine zu leben. Insgesamt war es aber eine mehr als gute Idee zu wechseln und eine gute neue Erfahrung.

Mai, Juni und Juli sind meine letzten Monate hier bis ich nach Deutschland zurückkehre. Ich werde noch bis Anfang Juli bei AFS arbeiten und dann noch ein wenig durch Malaysia reisen. Im Mai gibt es viel Arbeit, denn der 55. Geburtstag von AFS in Malaysia wird mit einem großen Fest gefeiert und außerdem muss ein Abschiedsdinner für unsere Austauschüler organisiert werden, die im Juni zurück in  ihre Heimatländer fliegen. Eine meiner Hauptaufgaben ist ein Jahrbuch zu gestalten. Ich bin für die Inhalte zuständig und Betty für das Design. Mehr Arbeit als man zuerst denkt: Ich muss knapp 70 Artikel lesen und bearbeiten, Steckbriefe schreiben und allen hinterhertelefonieren, die ihren Artikel noch nicht abgeschickt haben. 

Dienstag, 5. Februar 2013

Thaipusam

Die Männer lassen sich erst den Kopf kahl scheren, dann wird ein Bad im Fluss genommen und uber 200 Stufen Gaben zu einem Tempel auf einen Berg getragen:
Letzte Woche fand in Malaysia und vielen anderen Landern das Thaipusamfest statt. Das Fest wird anlässlich der Freude uber den Sieg von Skanda gegen die Asuras gefeiert. Alles ist Teil einer großen komplexen Legende.




Wahrend des Festes tanzen die Glaubigen den Kavadi-Tanz, der die Starke des Vertrauens in die Gottheit symbolisiert. Es werden Haken und Stabe durch die Haut, Zunge, Lippen oder Nase gestochen. Die Vorbereitung dazu dauert insgesamt 48 Tage, in denen gefastet, gebetet und meditiert wird. Es war gleichermassen faszinierend und merkwürdig zu sehen, wie Menschen in Trance schwere Lasten schleppten und dabei noch Haken durch die Haut gestochen hatten.

Das Fest zu Beginn dieser Fastenzeit hat mich selbst überrascht: Die ganze Nacht wurde im indischen Tempel in meiner Nachbarschaft gefeiert, getanzt und gegessen. Wie bei allen indischen Zeremonien wurde auch diese von sehr lauter Musik begleitet. Als ich zu Bett ging hörte ich die Musik und auch als ich wieder aufwachte.



Zu dem größten Thaipusamfest in Malaysia, bei den Batu-Caves, kommen über eine Millionen Menschen. Gegen Abend sind wir mit einer Gruppe von 15 Austauschschülern von KL Sentral mit dem Zug Richtung Batu Caves aufgebrochen. Der Zug war komplett überfüllt und ein wenig fühlte man sich wie in Indien: Es fehlte nur, dass die Leute auch noch auf dem Zug saßen (aufgrund der Oberleitung der Bahn in Kuala Lumpur nicht möglich ;) ). Bei den Batu Caves gab es dutzende Stände mit verschiedensten indischen Spezialitäten, Blumenketten oder Friseurstände, die für wenig Geld schnell die Haare komplett verschwinden lassen. Unglaublich viele Menschen waren auf einer kleinen Fläche versammelt. Um sich nicht zu verlieren mussten wir uns gegenseitig an den Schultern festhalten. Am Ende hat es trotzdem nichts genützt und wir haben uns später an unserem Treffpunkt wiedergefunden.

Die ganze Nacht haben wir die Feierlichkeiten bei den Batu Caves mitverfolgt und sind den Weg vom Fluss über dutzende Treppen hinauf zum Tempel gegangen.

Erst um 6 Uhr morgens konnten wir den ersten Zug zurück nach Kuala Lumpur nehmen.

Aufgrund der vielen Menschen habe ich darauf verzichtet meine Kamera mitzunehmen, weitere Bilder von Flickr:

flickr.com/photos/beggs/4497769940/ CC 2.0
flickr.com/photos/xiangxi/4324428748/ CC 2.0 by-nc-nd